Acht Lesungen

  mit Adelbert-von-Chamisso-Preisträgerinnen und -Preisträgern der Robert Bosch Stiftung



Fremd sein...
 

Catalin Dorian Florescu
Einführung
Text 1 | Text 2 | Vita | Bücher | Presse
Professor Pröpstls Puppentheater, Dienstag, 21. 06. 05

 
Marica Bodrozic
Yoko Tawada
Adel Karasholi
Zehra Çirak
Selim Özdogan
Vladimir Vertlib
Catalin D. Florescu
Francesco Micieli



Vorwort
Grußwort
Veranstaltungsorte
Termine
Karten
Förderer und Unterstützer
Impressum
Links


Stationen der Emigration mitreißend beschrieben

Aspach. Zum letzten Mal vor der Sommerpause präsentierten
Professor Pröpstls Puppentheater und der Kunstverein im
einstigen "Löwen" eine Lesung in der Reihe "Fremd sein . . . ".
Der in Rumänien geborene und in Zürich lebende Autor Catalin
Dorian Florescu trug Ausschnitte aus seinen Romanen "Wunder-zeit" und "Der kurze Weg nach Hause" vor.

Autorenlesung, das bedeutet ja eigentlich, dass ein Schrift-steller aus seinem Werk vorliest. Bei dem siebten Adelbert-von-Chamisso-Preisträger, der in Großaspach präsentiert wurde,
ist das eigentlich nicht der Fall. Florescu liest nicht, er trägt
seine Geschichten nahezu auswendig vor. Ständig den Blick-kontakt mit dem Publikum haltend, schaut er nur hin und
wieder kurz auf die Seiten seines Buches. Und er kann das
Publikum mitreißen. Er ist ein leidenschaftlicher Geschichten-erzähler.

Seine Romane handeln vom Alltag der Menschen in Rumänien,
aber auch vom Fremdsein, von Stationen der Emigration. Die
Bücher sind autobiographisch geprägt. Natürlich ist nicht alles
so passiert. "Das Schreiben ist ein Sich-Erinnern, Erweitern und
gekonnt Lügen", formuliert es der Autor. Der 1967 in Rumänien
Geborene reiste 1976 erstmals mit seinen Eltern nach Italien
und Amerika aus. Acht Monate später kehrte die Familie frei-willig wieder in die Heimat zurück, sie hatte die erwartete
große Freiheit in den westlichen Ländern nicht gefunden. 1982
emigrierte die Familie schließlich endgültig in die Schweiz.

In seinem Romandebüt "Wunderzeit" erzählt Florescu Ereig-nisse aus dem rumänischen Alltag unter Ceausescu aus der
Perspektive des 15-jährigen Alin. Er klagt nicht an, sondern
beschreibt die Begebenheiten mit erfrischender Leichtigkeit
und Humor. "Wunderzeiten waren möglich", so der Autor. An
der rumänischen Grenze, bei der Ausreise, erinnert sich Alin an
seine Kindheit, die Schulzeit, die Beziehung seiner Eltern, in
der es keine Liebe gab, und an den Fernseher, der die Farben
ins Haus brachte. Der Roman erzählt auch von Stationen der
Emigration, vom Leben in Rom, Alins erster Schwärmerei und
von der harten Realität in Brooklyn. Der Autor beschreibt den
schweren Alltag der Emigranten mit lebendiger Sprache, skurrile
Begebenheiten mit Humor und Ironie.

Ganz anders von Thematik und Stimmung ist sein Roman "Der
kurze Weg nach Hause." Zwei Freunde, beide Söhne von Emig-ranten, begeben sich auf eine Reise in den Osten. Die Fahrt
führt sie von Zürich über Budapest nach Rumänien. In diesem
Buch beschreibt der Autor eine düstere, abstoßende Realität.
Ungepflegte Frauen mit nassen Achselhaaren, Männer mit roten
geplatzten Äderchen im Gesicht, die sich voll laufen lassen.
"Aus jeder Wohnung kommt ein anderer Fluch."

Einen Tag, nachdem sein erster Roman "Wunderzeit" fertig
gestellt war, begann der Autor an seinem zweiten Roman "Der
kurze Weg nach Hause" zu arbeiten, berichtet er. Er schreibt
seine Werke, mit Kugelschreiber und Papier ausgerüstet, in
Kaffeehäusern. "Ich brauchte einen Grund, am nächsten Tag
wieder Kaffee trinken zu gehen", meint er augenzwinkernd.
"Wunderzeit" wurde inzwischen auch in Rumänisch übersetzt.
Ob er das selbst gemacht hat, wird er gefragt. "Übersetzen ist
Arbeit", antwortet er schelmisch grinsend. "Ich bin Schrift-steller."

Florescu trug seine Geschichten auch in der Schickhardt-Realschule und der MaxEyth-Realschule in Backnang vor.

Backnanger Kreiszeitung, 24.06.2005


Mit Talent allein ist es nicht getan, wenn man erzählen will wie
Catalin Dorian Florescu. Man muss auch noch unter Erzählern
aufgewachsen sein, dort, wo alle möglichen Geschichten,glaub-
hafte und phantastische, von Mund zu Mund gehen.

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.07.03


Wenn Catalin Dorian Florescu erzählt, dann blühen die Seiten.

Der Standard, 8 März 2003, Wien


Das ist Ian McEwen, aber mit weit mehr Humor, Ironie und
Salz. Ein einmaliges Panorama des Lebens in Osteuropa
während und unmittelbar nach den letzten Tagen der Sowjet-
herrschaft.

New Books in German, Herbst 2002


Den Osten, die europäische Terra incognita, erkundet man am
besten ohne Vorbildung. Oder man liest die Bücher von Catalin
Dorian Florescu.

Erwin Reiss, Spectrum/Die Presse, 3. Mai 2003, Wien


Angesichts der gegenwärtigen Diskussion um ein europäisches
Selbstverständnis ist C.D. Florescu eine gewichtige Autoren-
stimme, die jenseits von engstimmigen Nationalismen ein
Gefühl von Heimat und Geborgenheit vermitteln kann.

General-Anzeiger-Bonn, 12.06.03


C.D. Florescu ist ein Erzähler, der Erlebtes, Erinnerungen,
Wahrnehmungen in einer Mischung aus grosser Sprachpoesie
und der gekonnten Beschreibung von Verhältnissen in ein
Spannungsfeld zu setzen versteht. Jeder Satz, jede Episode
weckt Neugierde auf mehr. Beim Publikum blieb der Eindruck,
den Abend mit einem grossartigen Erzähler und glaubwürdigen
Zeitzeugen erlebt zu haben.

Augsburger Allgemeine, 24.01.04